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Kühe in VadresKühe in Vadres

Die Alpen von 1971 bis heute

Alp Mora

Die Alp Mora diente ab 1971 als Milchkuhalp. Alle Trinser Milchkühe konnte auf der Alp Mora gesömmert werden. Mit der dazugehörende Milchleitung konnte die Milch innerhalb kurzer Zeit in die «Sennerei» Trin Dorf geleitet werden. Die Milch brauchte ca 35 Minuten, vom Culm 45 Minuten, bis sie in der Sennerei ankam. Dort wurde sie von den Milchverarbeitern mit Lastwagen abgeholt und in die Milchverarbeitungszentern geführt. Der östliche Teil der Alp Mora, d.h. ab der Val Maliens diente den Trinsern immer noch als Schafalp. Dies war nicht sehr befriedigend und so gab es 1976 einen Abtausch mit der Alp Culm da sterls. Nebst den Milchkühen wurden dann auf diesen Weideflächen ca. 60 Kälber gesömmert.

Im Jahre 1980 war eine Neuerung angesagt. Die Milch musste von den Melkeimern in Tansen umgegossen und in die Milchkammer transportiert werden. Dort musste sie in den grossen Kessel geleert werden, wo sie dann den Weg nach Trin nahm. Dies war für das Alppersonal eine strenge Arbeit. Um diese Arbeit zu erleichtern und auch der Hygiene willen wurde eine Rohrmelkanlage auf dem Ober- und Untersäss eingebaut.

Der grosse Wasserverbrauch für die Reinigung des Stalles der Untersäss stellte die Bewirtschafter immer eine Herausforderung. Die in Reservoirs gesammenlten Wasserreserven mussten reichen, denn gerade in Trockenperioden war man auch auf Wasser angewiesen. In nassen Sommern war dies kein Problem, aber in trockenen umso grösser. Um den Wasserverbrauch zu drosseln wurde in Jahr 2008 ein Melkstand im unteren Stall eingerichtet. So konnten 8 Kühe gleichzeitig gemolken werden. Der Stall wurde nicht mehr für das Einstallen gebraucht.

Der ganze Agrarsektor war und ist einem stetigen Wandel unterlegen. Viele Trinser Bauern stiegen von der Milchvieh- auf die Mutterkuhhaltung um. So wurde es immer schwieriger die Alp mit Milchkühen zu bestossen. Die Bewirtschaftung mit Milchkühen war teuer. Die Plätze für Mutterkühe mit Kälbern wurden immer gesuchter. Gleichzeitig ging die Anzahl der Rinder und Mesen zurück. So wurde 2010 der Wandel vollzogen. Auf der Alp Mora wurden nur noch Mutterkühe mit Kälbern und mit Kühen, die abkalben gesömmert. Diejenigen Bauern, die noch ihre Kühe melkten, konnten die Kühe auf dem Flimserstein oder Alp Cassons (bis diese auch als Milchkuhalp aufgegeben wurde) sömmern.

Durch das Auftauchen des Wolfes mit dem Calandarudel, entstand bei den Bauern ein gewisses Ungemach, denn man wusste, dass die Wölfe sehr nahe waren. Um die Kälber gegen Übergriffe zu schützen, wurde 2013 der erste Herdenschutzhund für Mutterkühe angeschafft. 2016 wurde der zweite Hund gekauft. Diese zwei Hunde begleiten die Mutterkuhherde vom Frühling bis in den Herbst hinein. Den Winter verbringen sie im Stall von Roman Casty.

 

 

Wald- & Weideausscheidung

Mit der Erkenntnis, dass der Oberwald für die Gemeinde Trin ein sehr wichtiger Schutzwald ist, wurde nach zähen Verhandlungen von Forst und Bauern die Ausscheidung der Wald- von der Weidefläche entschieden. Die Bauern durften die Kühe nicht mehr im Wald weiden lassen, da die Trittschäden der Kühe an den Wurzeln der Fichten dazu führten, dass der Rotfäulepilz in den Baum eindrang und dieser von innen langsam zerstört wurde. So sterbender Schutzwald konnte daher seine Schutzfunktion nicht mehr erfüllen. Die Forstgruppe übernahm als Gegenleistung das Aufstellen der Zäune entlang der Waldgrenzen.

Von dieser Regelung betroffen sind der Oberwald von der Gemeindegrenze im Osten bis zur Val Trimosa im Westen. Ferner betrifft es auch den Wald von Lavadignas und von Bargis bis nach Prau Parli. In Bargis wurden Futterkrippen mit den dazugehörenden Zaunabteilungen errichtet, damit das Vieh bei Schnee auch gefüttert werden konnte. Von diesen Futterkrippen wurde meines Wissens nur wenige Male Gebrauch gemacht. Diese Futterkrippen hängen aber nicht mit den Waldausscheidungen zusammen, sondern wurden mit der Entschädigung für den Uaul da Castruns, den das Militär mal mit Schiessübungen in Brand gesetzt hatte, errichtet.

 

Lavadignas Mesen und fremde Tiere (Grüningen)

Das Vieh der Grüninger Bauern vom Zürcher Oberland wurde von 1959 bis 1970 auf der Alp Mora gesömmert. Lavadignas war dann die Rinderalp der Trinser. Von 1971 bis 1975 wurde die Alp Lavadignas mit Vieh aus Grüningen (Zürcher Oberland) bestossen. Als die Alp 1976 mit dem Abtausch der Schaftalp von den Trinsern als Mesenalp beansprucht wurde, suchten dann die Grüninger eine andere Alp. Das wenig fehlende Vieh wurde ab 1976 mit Mesen und Kälbern aus Nachbargemeinden aufgestockt.

Ab 2010 wurde auch diese Alp mit Mutterkühen zu den Mesen und Kälbern ergänzt. Auf dieser Alp gibt es keinen Stier, der mit der Herde mitgeht.

 

Bargis 1960Bargis 1960

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bargis

Mit dem Bau der Stallungen wurden die Milchkühe 1971 gealpt. Dies bedeutete, dass die beiden Senntümer Surcruns und Raschaglius aufgelöst wurden und neu zu einer Rinder- und Kälberalp umfunktioniert wurde. Da wurden ausschliesslich Rinder und galte Kühe, sowie Kälber gesömmert. Da dies nun eine sehr grosse Alp war, wurde auch hier mit auswärtigem Vieh ergänzt. Mit dem Aufkommen von Mutterkühen wurden hier immer mehr Mutterkühe mit ihren Kälbern gesömmert, wobei man darauf achtete, dass auf dieser Alp zu keinen Abkalbungen kommen sollte, denn in diesem z. T. schroffen Gelände die neugeborenen Kälber abstürzen konnten. Da es immer mehr Mutterkühe auf dieser Alp waren, gehen hier eins bis zwei Stiere mit der Herde mit.

 

Culm da sterls

Die ursprüngliche Mesenalp Culm da sterls wurde 1976 zu einer Schafalp umgestaltet. Der Forderung nach besseren Weiden wurde nachgegeben und der Tausch der Alpen wurde durch die Gemeindeversammlung bewilligt. Die Schafzuchtgenossenschaft pachtete die Alp von der Gemeinde und zahlte dafür einen Pachtzins. Die Weideflächen und die Hütten der Mesenalp wurden übernommen. Die Alp wurde mit ca. 1200 Schafen bestossen. Die Hirten waren in diesem ersten Jahr ein junges Paar, welches die Schafe mit einem mehr oder weniger guten Hund hütete. Nach diesem Jahr wurden Südtiroler Hirten angestellt, welche viele Jahre die vielen Schafe hüteten. Das grösste Problem dieser Alp war die Infektion der Moderhinke. Immer wieder wurden infizierte Schafe gebracht, welche die gesunden dann ansteckten. Installierte Bäder auf der Alp konnten die Krankheit nur eindämmen, aber nicht verhindern.
1994 wurde von der Schafzuchtgenossenschaft beschlossen, an einem Projekt mitzumachen, um die Schafherde von der Moderhinke zu sanieren. Damit man nicht immer wieder Reinfektionen rechnen musste, wurde beschlossen, nur noch einheimische oder Tiere von ausserhalb aufzunehmen, die an diesem Projekt auch mitmachten.
1994 bis 1998 wurden dann auf der Alp hälftig einheimische und fremde Schafe gesömmert. Weil es anfänglich nur etwa 400 Tiere waren, konnte man sich keinen Hirten mehr leisten. Mit den aufkommenden Flexinetzen wurden die Weidengrenzen und Koppeln einigermassen abgezäunt, so dass die Tiere in den Weidesektoren bleiben sollte. Einmal pro Woche traf es einen Trinser Schafhalter auf die Alp zu gehen und die Schafherde und die Zäune zu kontrollieren. Die Moderhinke konnte einigermassen eingedämmt werden, nur tauchten dafür andere Probleme auf. Die Schafe brachen aus den eingezäunten Parzellen aus, andere blieben in den Netzen hängen und wieder andere verwilderten. Zudem kamen wieder mehr Schafe dazu und der Aufwand wurde wieder grösser. Zudem wurden die Schafhalter immer älter und es traf die jüngeren, die die Kontrollen machen mussten.
Mit dem Aufkommen der Sömmerungsbeiträge ab dem Jahr 1999 wurde die Sömmerung mit Hirten wieder interessanter. Diese Beiträge deckten einen Teil der Lohnkosten von Hirten. Mit dem Hirten der Alp Lavadignas konnte im Jahr 1999 vereinbart werden, dass er jeden zweiten Tag die Schafe kontrollieren musste. Dafür wurde er zusätzlich entlöhnt. Diese Praxis erwies sich für den Hirten auch im Jahr 2000 als sehr streng und genügte auch nicht. Ab 2001 übernahm dieser Hirt die Hirtenstelle als Schafhirt, weil die Alp mit ca. 800 Schafen bestossen wurde.

Im Jahre 2012 übernahm die neu gegründete Alpgenossenschaft den Betrieb der Alpen und dabei auch die Schafalp Culm da sterls. Für den Sömmerungsbetrieb änderte sich dabei wenig. Auf Einsätze von Widdern auf der Alp wurde verzichtet. Reinfektionen von Moderhinke oder andere Krankheiten waren immer wieder ein Thema, konnten aber mit besonderen Massnahmen und grossem Aufwand in Schach gehalten oder vermieden werden.

Mit dem Auftauchen des Surselva-Wolfes 1997 (bestätigt 2002; verschwunden 2010) kam für die Schafalpbetreiber eine neue Problematik auf. Im Bünder Oberland kam es immer wieder zu Schafsrissen. Das Streifgebiet dieses Wolfes war bis nach Flims und demzufolge konnte die Schafalp auch tangiert gewesen sein, obwohl es keine Nachweise für dessen Vorkommen gegeben hatte. 2004 startete die Schafzuchtgenossenschaft als Alpbewirtschafter ein Projekt mit vielen Unbekannten. Erstmals wurden mit den Schafen drei Herdenschutzhunde auf der Alp gesömmert. Der neue Schafhirt hatte mit Herdenschutzhunden genau so wenig Erfahrung wie die meisten Schafsbesitzer. Dank der positiven Einstellung aller und der guten Erfahrungen wurde dies ein Erfolg, ja sogar eine Pionieralp. Die Weiden wurden in Koppeln eingeteilt und auch mit Litzen oder Flexinetzen abgezäunt. Natürlich gab es auch Orte, die nicht abgezäunt werden konnten oder es gab natürliche Grenzen, wo es keine Zäune brauchte. Trotz der Wechsel des Alppersonals blieb der Herdenschutz immer ein Thema. Bis 2017 gab es keine bemerkten Übergriffe von Wölfen, obwohl sich die Alp im Gefahrenperimeter der Calandawölfe befand. Doch dann begannen Übergriffe von Wölfen und es blieb den Betreibern nichts anderes übrig, als die Schafe am Abend in einem Nachtpferch einzusperren. Bis zu neun Herdenschutzhunden bewachten die Schafe. Von diesem Zeitpunkt an beruhigte sich die Lage. Die Wölfe holten sich nur noch Schafe, die sich unbemerkt von der Herde entfernt hatten.

 

Von den Senntümern zu einer Alpgenossenschaft

Bis zum Jahr 2010 wurden die vier Alpen als Senntümer geführt. Das heisst, dass jede Alp einen von den Bestössern oder früher vom Gemeindevorstand gewählten Alpmeistern geführt wurden. Diese mussten eine eigene Kasse mit einer Jahresrechnung führen, die dann von der Bauernversammlung genehmigt wurden. Mit dem Ertrag bestehend aus den Alptaxen und später noch die Sömmerungsbeiträge wurden die Hirtenlöhne und sonstige Aufwendungen des Alpbetriebs wie z.B. Material, Weidetaxen etc. gedeckt. Ab 2011 wurde eine einheitliche Kasse der Alpen mit Grossvieh geführt. Die Schafzuchtgenossenschaft war bis 2011 noch der alleinige Betreiber der Schafalp Culm da sterls.

Bereits im Jahr 2011 genehmigte die Gemeinde ihre neue Alp-, Flur- Weide- und Atzungsordnung. Im Artikel 1 dieser Ordnung steht, dass der Alpbetrieb einer Alpgenossenschaft Trin übergeben werde. Dies hatte zur Folge, dass für den Alp- und Weidebetrieb eine Alpgenossenschaft gegründet werden musste, was an diesem Abend vollzogen werden sollte. So hatte die Gemeinde als Besitzerin der Alpen einen einheitlichen Ansprechpartner, was die Nutzung der Alpen und Weiden betraf. So gründeten die Bauern im Jahre 2012 eine Alpgenossenschaft, die für den Betrieb aller vier Alpen verantwortlich war. Der Vorstand besteht aus den vier Alpmeistern und dem Aktuar. Diese fünf Personen leiten Geschäfte dieser Alpgenossenschaft. Die Trinser Bestösser der Alpen sind automatisch Mitglieder der Alpgenossenschaft. Haben sie keine Tiere auf der Alp, sind sie automatisch aus der Alpgenossenschaft ausgeschlossen.

Christian Erni