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Tegia Culm Alp MoraTegia Culm Alp Mora

Trinser Alpen heute und dazumal

Von Hans Casty, Bauer in Visut und Dabi

Die Gemeinde Trin hat vier Alpen, wo dazumal gekäst wurde. So hatte Trin-Mulin, Trin-Digg, Trin-Oberdorf und Trin-Unterdorf eine Alp. Es waren die Alpen Mora, Lavadinas, Surcruns und Raschaglius. Jede Alp hatte ein Untersäss, Mittelsäss und Obersäss. Jede Alp wurde mit ca. 55 Kühen, 30 Rindern, 35 Kälbern, einem Stier, einem Pferd und 12 Schweinen bestossen.

Bauer zu sein war dazumal Tradition und Selbstversorgung. Wer nicht Grossvieh hatte, hatte Kleinvieh oder beides. Bauer mit Grossvieh war dann schon etwas höher. Jeder war stolz auf seine Tiere.

So waren in Trin und den beiden Fraktionen viele Bauern und Halbbauern. Kühe hatten der Posthalter, alle vier Dorflehrer, alle drei Bauunternehmer, drei Schreiner, zwei Restaurants, ein Lebensmittelladen, der Wagner (roder), ein Bäcker, ein Elektriker, ein Maurer und der Dorfweibel.

Damit die Zahl der gealpten Tiere stimmte, musste die Gemeinde Fremdvieh aufnehmen. So hatte jede Alp etwa 10 Kühe, 6 Rinder und 10 Kälber dazu (Fremdvieh). Dieses Vieh kam meistens aus dem Domleschg oder von den umliegenden Dörfern. Jede Alp hatte seinen eigenen Alpmeister. Jeder Alpmeister war gefordert das Alppersonal zu finden: ein Mann als Senn, ein Mann als Grosshirt, ein Mann als Holzknecht, ein Junge als Zusenn und ein Knabe als Kleinhirt. Die Alp hatte ein Pferd und eventuell einen Stier. Vor der Alpladung musste jeder Bauer sein Vieh mit einer Schere nummerieren. Nummer 1 hatten die Alpmeister, dann andere Bauern und dann die Fremden. Da die Alpen Raschaglius und Surcruns im Untersäss Bargis zusammen waren und Lavadinas nicht weit weg war, musste jede Ziffer immer zusätzlich etwas grösser mit den Buchstaben R für Raschaglius, S für Surcruns und L für Lavadinas gekennzeichnet werden. Damit kein Bauer den besseren Melker aussuchen konnte, wurde per Los entschieden. Jeder Bauer wusste zum vornherein, welche Kühe er zu melken hatte. Die Schweine mussten nicht markiert werden, dafür musste jedes Schwein geringelt werden. Man machte an einem Strick eine Schlaufe, fuhr dann ins Maul hinein und zog es im Oberkiefer fest. Ein Mann hielt das Tier, der andere presste dann qualvoll 4-5 Ringe in den Rüssel. Das Schwein konnte nicht mehr wühlen und den Rasen beschädigen. Es konnte aber weiden und hatte jeden Tag frische Schotte.

Ob die vier Alpmeister einen Besuch in ihre Sennhütten auf der Alp machten, bevor die Alp bestossen wurde, um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist, weiss ich nicht. Machten sie dann die Kontrolle an der Wasserleitung und Hahnen, dann brauchten sie nicht viel Zeit. Es ist nicht zu glauben, keine einzige Sennhütte hatte fliessendes Wasser, nicht einmal einen Brunnen in der Nähe; nicht einmal die 1946 neu gebaute Sennhütte im Untersäss Bargis. So hatte auch keine Sennhütte ein WC. Das tägliche Geschäft wurde bei jeder Witterung im Freien, nicht allzu weit der Sennhütte entfernt, erledigt. WC-Papier war auch keines da, es ging auch mit Gras. So hatten die beiden Alpen und Raschaglius einzig zuhinterst in Bargis am Waldrand an der Strasse einen Brunnen, der aber unbedeutend war. Ansonsten gab es überhaupt keine Wasserleitung oder Brunnen im Mittelsäss und Obersäss, ebenfalls auch nicht auf der Galtviehalp Culm da sterls. Lavadinas hatte vier Brunnen im Untersäss und Mittelsäss, keinen aber an der Sennhütte. Sie waren für das Vieh gerechnet. Weit weg war der Brunnen Casa dil Culm, der ausschliesslich für das Vieh war. Alp Mora hatte 3 Brunnen: Unter- und Mittelsäss und ils Bass. Die Brunnen füllten sich, mit einem Tauchsystem (Schwimmer), der die Leitung zumacht, damit man kann kein frisches Wasser nehmen konnte. Die Sennhütten, die heute noch sichtbar sind, sind alt und primitiv gebaut. Vier mit Steinen gemauerten Wände und ein Dach darüber. Eine gemauerte Wand trennt den Milchkeller zum Rest der Hütte. Das Lokal diente für alles: Käserei, Küche, Wohn- und Schlafraum. Sehenswert ist die alte, aus Holz gebaute Sennhütte, auf Alp Mora beim Schermen. Die Sennhütte wurde alljährlich demontiert und an einem anderen Ort wieder montiert. Die Fundamente sind heute noch sichtbar. Das gleiche System war auf Bargis vor 1946. Gebaut wurde, was ich weiss, 1938 auf Raschaglius und Surcruns ein separates Schlafzimmer an die Sennhütte.

1940 brannte die aus Holz gebaute Sennhütte auf Untersäss Alp Mora ab. 1946 wurde die Sennhütte Bargis und Obersäss Alp Mora gebaut. 1950 riss eine Lawine die Obersässhütte Culm da sterls weg. Sonst wurde nichts gebaut oder renoviert bis 1970. Die Gemeinde war auf sparen eingestellt und wieso grosse Kosten machen, wenn es mit dem alten System auch geht. Anders sieht es heute bei der Gemeinde aus, die laufend investiert, und die Kosten können nicht hoch genug sein.

 

Es war wieder soweit. Anfangs Juni eines Tages um sieben Uhr abends läutete die kleine Kirchenglocke zwei Mal nacheinander mit einem kleinen Unterbruch. Das wusste jedermann, was es bedeutete. Um acht Uhr war Gemeindeversammlung um die Alpladung zu beschliessen. Wenn es nicht regnete, war die Versammlung im Freien vor dem Schulhaus oder auf der Strasse vor dem Restaurant Portalavanda. Geleitet wurde die Versammlung vom Gemeindepräsidenten. Er war oben an der Mauer, die Bauern waren unten anlehnend an der Zaunlatte. Der Verkehr war minim. Beschlossen wurde die Alpladung per Handmehr. Alle freuten sich über den grossen Tag der Alpladung. Obwohl Untersäss Bargis und Untersäss Alp Mora 500 Höhenmeter Unterschied waren, gingen alle am gleichen Tag. Die Bauern vom Domleschg kamen zu Fuss.

Am weitesten hatte Hans Risch aus Maladers. Er war ein ruhiger Mann. Er lobte die Trinser Alp. Sein Vieh war immer auf Surcruns zu sehen. Er hatte eher leichtere Tiere. Weil er eine grosse Familie hatte, brauchte er für den Haushalt viel Milch. So kamen seine Kälber zu kurz. Er hatte auch die älteste Kuh mit 20 Jahren. Sie war klein aber robust. Auffallend war ihre bleiche Nase. Von den Hörnern waren nur noch zwei Stümpeln mehr zu sehen.

Obwohl die Viehversicherung obligatorisch war, hatte er keine. Er war nämlich nur die Hälfte des Jahres in Maladers, die andere Hälfte irgendwo im Prättigau. Er nahm lieber hie und da einen Tierverlust in Kauf, anstatt ständig Versicherungsrechnungen zu zahlen. Es kam dann auch so. Bei einer Alpladung startete er am Morgen wahrscheinlich nicht früh genug in Maladers. Als er endlich unterhalb von Trin im Bereich von Platta war, hatten er und sein Vieh mit der Hitze zu tun. Ein schwächeres Tier fiel auf der Strasse zusammen und war auch gleich tot. Für Bauer Risch war es nicht so schlimm. Das Tier war ohnehin schon kränklich und so war der Schaden minim.

 

Auf den Alpen ging es wie folgt zu und her. Am Morgen um halb vier gingen drei Hirten und holten die Herde zur Sennhütte (Stavel). Dort war weder eine Anbindevorrichtung noch eine Überdachung. Gemolken wurde bei jeder Witterung, Regen hin oder her oder sogar Schnee. Die alten Kühe waren daran gewöhnt und wussten von nichts anderem. Ein grosser Nachteil war, dass die 30 Rinder, die jeder Alp zugeteilt waren, auch dabei waren, obwohl sie mit dem Melken nichts zu tun hatten. Das kam vom Kleinbauern, der nur eine Kuh und ein Rind auf die Alp tat. Eine Kuh brauchte er daheim als Zugtier. So brauchte er diese nicht zu trennen. Gab es eine Abstimmung, waren sie in der Mehrzahl. Gemolken wurde zu viert, der Kleinhirt musste besorgt sein, dass keine wegliefen. Wenn der Melker die Kuh oder Kühe eines Bauern gemolken hatte, stellte er den Eimer an einem bestimmten Ort in der Sennhütte ab, nahm einen leeren Kessel und melkte weiter. Wenn der Senn mit seiner Milch die Sennhütte betrat, wusste er genau, wem die Milch gehörte. Nur er wog die Milch und schrieb es auf. Dann leerte er die Melkeimer im Keller und melkte dann weiter. Wenn das Melken fertig war, bereitete einer, der etwas vom Kochen verstand, ein warmes Essen zu. Unterdessen war der Senn im Milchkeller am Abrahmen. Einer trug die Gebsen, mit der abgerahmten Milch hinaus und leerte sie in den Käsekessel. Der Senn leerte den Rahm ins Butterfass.

Ein gutes und schnell gemachtes Essen war Engelmuss (buglia dad onghels). Da gab der Senn Rahm in die Bratpfanne; darin wurde fein geschnittenes Brot kurz aufgekocht. Das gab’s aber nur am Sonntagmorgen. Und warum das Essen etwas mit Engel zu tun hat, weiss ich nicht. Wahrscheinlich waren auf der Alp mehr oder weniger alle Engel. War das Essen gekocht, kam die Pfanne auf den Tisch. Jeder hatte seinen eigenen Löffel mit dem Namen eingekratzt. Dazu gab es Kaffee, Brot und Käse. Nach dem Essen trieben Gross- und Kleinhirt die Herde aufwärts auf die Tagesweide. Zu achten war, dass das Pferd an der Hütte angebunden wurde. Es durfte nicht mit.

Der Senn hatte schon Labpulver der Milch im Kessel beigegeben und wartete bis sie dick wurde. Der Holzknecht und der Zusenn gingen an das Butterfass. Auf beiden Seiten war eine Kurbel und nun hiess es treiben. Normalerweise ging es 20 Minuten. Stimmte die Temperatur im Butterfass nicht oder sonst etwas, war es zum Verzweifeln. Fluchen nützte nichts und davonlaufen konnte man auch nicht. Bis die Butter im Butterfass polterte, waren es dann 30 Minuten. Der Zusenn liess dann die Buttermilch (pen) aus dem Butterfass fliessen. Dann nahm er die Butter raus. Der Holzknecht nahm das Pferd, im Untersäss mit Wagen, im Obersäss mit Bast (sauma) und transportierte Butter und Käse vom Vortag zum Käsekeller im Mittelsäss und brachte Holz zurück. Die Käsekeller, die heute noch sichtbar sind, sind alle im Mittelsäss, zum Teil im Boden oder Felsen. Der von Lavadinas ist in der Sennhütte. Die Käsekeller sind mit einer Temperatur von ca. 15°C für Käse gerechnet und nicht für Butter. Trotzdem wurde die Butter dort gelagert, wo sie einen grossen Schaden nahm. Jeder Bauer konnte Butter abholen, aber nur bis zum 1. August, damit die Rechnung im Herbst stimmte.

In der Sennhütte hatte der Senn die Käsemasse aus dem Kessel geholt. Nun hiess es tüchtig heizen. Die Buttermilch (pen) wurde in den Kessel zur Sirte (schirun) geleert. Als dann die Sirte im Kessel auf dem Siedepunkt war, gab man die Sauerschotte dazu und nun entstand der Zieger. Der Zieger wurde ausgeschöpft und in einem konusförmigen Holzkessel (scap) eingefüllt und gesalzen. Und nun kommt das grosse Wunder. Sämtliches Milchgeschirr, das nur aus Holz war, wurde ausschliesslich mit heisser Schotte (scotga) abgewaschen; zuerst das Butterfass, dann die Gebsen (Milchwannen) und dann der Milchkessel. Wasser war in der Sennhütte Mangelware. Das Wasser wurde mit zwei Kessel irgendwo aus einem Bach, Bächlein oder auf Lavadinas von einem entfernten Brunnen geholt. Das mit Schotte abgewaschene Geschirr sah gut aus und hatte einen guten Geruch. Die Gebsen wurden in Griffnähe auf zwei Latten aufgehängt. Der Zusenn war dann gefordert, den angebrannten Käsekessel mit Asche zu reinigen. Der Senn musste jeden zweiten Tag zum Käsekeller im Mittelsäss wandern um den Käse zu kehren und zu salzen.

Bis vier Uhr abends musste die Hauptmahlzeit bereit sein, denn dann kamen die Hirten mit den Kühen von der Weide zurück. Wieder gab es nur ein einfaches, gekochtes Gericht. Die Pfanne kam auf den Tisch und jeder brauchte seinen Löffel. Der Hunger war gross, denn gegessen wurde nur zwei Mal am Tag. Reklamiert wurde auch nicht.

Müde ging man am Abend mit der Laterne auf das Stroh schlafen. Jeder hatte drei Decken; eine unten und zwei oben. Wo kein separates Schlafzimmer war, schliefen alle miteinander in der Sennhütte. Geschlafen wurde immer in den Kleidern. Das war praktisch, denn am Morgen waren die Kleider schon angezogen. Mühe bereitete es die Nagelschuhe anzuziehen. Den praktischen Stiefel von heute gab es dazumal nicht. Schlimm war es die nassen Kleider zu trocknen. Am Feuer bestand die Gefahr, dass sie verbrennen konnten. Jeder hatte seinen kleinen Vorrat an Kleidern in einer Schachtel oder in einem alten Koffer unter dem Schlafplatz.

Kaum eingeschlafen klingelte der verdammte Wecker. Bei dem, der nicht erwachen wollte, wurde unsanft nachgeholfen.

Drei Wochen blieb man im Untersäss. Dann ging es weiter ins Mittelsäss. Das ging mit Pferd und Wagen in 2 Mal fahren. Käsekessel, Gebsen (Milchwannen), Eimer, Küchengeschirr, Waage und von jedem noch die Schachtel oder den Koffer mussten mit. Im Mittelsäss blieben die von Raschaglius und Surcruns nur 10 Tage. Die Alp Mora hatte zwei Mittelsäss und Lavadinas blieb dort bis anfangs August. Zu den Obersässen ging es dann für alle vier Alpen mit dem Saumpferd. Die schönste und heikelste Saumlast war der Käsekessel. Einer hielt das Pferd in der richtigen Stellung; der Kessel wurde am Boden umgekippt. Auf jeder Seite stand ein Mann. Sie hoben dann den ca. 60 kg schweren Kessel in die gewünschte Höhe. Dann näherten sie sich von hinten dem Pferd, bis der Kessel auf dem Rücken war. Es waren arme Pferde, welche solche Transporte gewöhnt waren. Es galt dann gut zu binden, denn es ging steil aufwärts. Dass da nichts passierte, war ein Wunder.

Jeden zweiten Sonntag gingen die Holzknechte mit Pferd und Wagen mit der bestellten Butter ins Dorf und in die Fraktionen und nahmen dann Esswaren und frisches Brot auf die Alp. So wurde das Brot jedes Mal 14 Tage alt und spröde. Vom Obersäss war das ziemlich anstrengend, mussten sie doch vom Obersäss bis Mittelsäss das nötige mit Bast transportieren und dann alles auf den Leiterwagen umladen. Der Leiterwagen, der dort stationiert war, sah nicht gerade gut aus, denn er war bei jeder Witterung im Freien. Im Dorf und in den Fraktionen wurden sie vom jeweiligen Alpmeister erwartet. Es war so, dass jeder Bauer pro Kuh ½ Kilo Fleisch geben musste; ausser die Fremdbauern. Das Fleisch musste dann der Reihe nach an diesem Sonntag beim Alpmeister abgegeben worden sein. Der Holzknecht wurde jedes Mal bei einem anderen Bauern zum Mittagessen eingeladen. Das abgegebene Fleisch war Schinkenspeck vom eigenen Betrieb. Bei der Rückkehr auf die Alp war es wieder das Gleiche. Im Mittelsäss mussten sie alles auf den Rücken des Pferdes umladen; und das bei jeder Witterung. Sehnlichst wurde von den Sennen und Hirten frisches Brot erwartet, denn das alte war 14 Tage alt. Was er noch brachte, waren etwas Kleider und Briefe. Zeitungen gab es selten, denn dafür hatte es keinen Platz. Auf den Alpen gab es keine Telefone. Passierte etwas, musste einer bis zum Berghaus Bargis um zu telefonieren; von der Alp Mora musste einer ins Tal laufen.

Ein alter Brauch war das „lavar ora il stavel“, den Melkplatz auswaschen. Das war in den Obersässen von Raschaglius und Surcruns und im Mittel- und Untersäss von Lavadinas der Fall. Mitte Sommer kamen drei Männer pro Alp herauf. Sie leiteten in einem Graben Wasser bis zur Sennhütte herbei. Zwei reinigten den Stafel, der dritte wässerte die abgeweideten Flächen von der Sennhütte abwärts. Das geschah am Ende der Alpzeit noch einmal. Um die Weiden auf den Obersässen von Raschaglius und Surcruns gut einzuteilen, wurden die Herden nach dem Melken auf die Abendweiden unterhalb der Sennhütten getrieben und zu dritt gehütet. Heute wäre das einfacher mit einem Stromzaun. Jeden Abend gab es eine frische Parzelle. Vor dem Einnachten wurde die Herde zum Nachtlager oberhalb der Sennhütte getrieben.

Im Jahre 1954 war es dann soweit. Die Rinder wurden separat auf Alp Mora gealpt. Es brauchte schon einen Senn und zwei Zusennen weniger. Die Anzahl der Kleinbauern nahm ständig ab. Im Jahre 1962 wurde Alpmora an die Gemeinde Grüningen, Zürcher Oberland, vermietet. Lavadinas wurde zur Rinderalp der Trinser Bauern. Das Vieh aus dem Domleschg blieb weg. Gekäst wurde nur auf Raschaglius und Surcruns. Im Jahr 1970 wurde zum letzten Mal auf Trinser Alpen gekäst. Auf Alp Mora wurde ein moderner Schermen gebaut mit einer Milchleitung bis ins Dorf. Das Wasser wird mit Leitungen aus Reservoiren zu den Hütten geleitet. Es hat überall Brunnen. Anders war es 1944.Wir waren auf der Sennhütte Platt’alva (heute Clubhütte) am Käsen. Um zwei Kessel Wasser zu holen musste ich bis oberhalb der Lawinenverbauungen gehen. Dort war eine kleine Quelle. Zum Füllen brauchte ich eine Tasse. Sie ist heute noch sichtbar. Im Obersäss war es mit dem knappen Wasser noch schlimmer. Die Herde wurde jeden Tag zum Tränken zum See (Laghet). Der war schön gefüllt, nahm aber ständig ab. Als er leer war, mussten wir zum Mittelsäss Muletg gehen. Tagsüber mussten wir das Vieh hinauf- und abends wieder hinuntertreiben.

Gespart wurde seit 1970 nicht mehr. 1980 wurde eine Milchabsauganlage installiert. 1990 wurde auf Untersäss Bargis in der damaligen Sennhütte der Boden aufgerissen und ein neuer eingebaut.

In den Neunziger Jahren betrachtete man auf der Alp Mora eine Selbsttränke für nötig und man baute sie ein. 2008 entschied man die Kühe nicht mehr einzustallen, sondern nur gruppenweise 6 Stück gleichzeitig zu melken. Dazu brauchte es einige Absperrgitter (Panels).

2010 kam das Aus. Auf der Alp Mora wurde nicht mehr gemolken. Die Alp wurde mit Mutterkühen bestossen.

 

Das Leben auf der Alp war rau; besonders bei Regen und Nebel. Besuch gab es am Sonntag bei schönem Wetter. Hart traf es die Knaben von ca. 10 Jahren, die sich das anders vorgestellt hatten. Man ging nicht gerade zimperlich mit ihnen um. Wenn das Heimweh sie zu stark plagte, gab es nur eins: die Heimflucht. Ob sie daheim sanft oder unsanft aufgenommen wurden, ist eine andere Frage.

 

Hans Casty

 

 

 

 

Anmerkung der Redaktion:

 

Hans Casty wurde 1930 in Trin geboren. Er war viele Jahre Hirt auf diversen Alpen gewesen. 2013 verstarb Hans nach einem Leben als leidenschaftlicher Bauer und langjähriger Ziegenhalter von Cresta. Viele Jahre lebte Hans alleine in seinem Elternhaus in Cresta. Seine Kinder fanden dieses handgeschriebene Dokument in seinem Nachlass und stellten es in verdankenswerter Weise zur Verfügung. So bleibt ein weiteres Dokument von Zeitzeugen unserer Nachwelt erhalten.